Zu 2020 gibt es nicht viel zu sagen. Es begann für mich vielversprechend mit meinem Atelierumzug ins Wasserschloss Lauenau. Die Eröffnungsfeier Ende Februar war ein grandioser Auftakt. Für mich und die meisten Anwesenden wohl gleichzeitig auch die letzte Party in diesem Jahr. Was folgte, wissen wir alle.
Not macht erfinderisch. (Dieser Ausspruch wird leider oft als Ausrede missbraucht, Kunstschaffende ihrer prekären Situation zu überlassen.) So habe ich nun endlich den lang geplanten Online-Shop, meinen ART STORE, umgesetzt. Anfangs kleckernd, hat er Richtung Weihnachten ordentlich Fahrt aufgenommen. Kunst online zu kaufen, die Preise für jeden einsehbar - da müssen sich wohl alle erstmal dran gewöhnen, aber das wird zukünftig nicht mehr wegzudenken sein.
Was vor Corona im Argen lag, trat nun deutlich hervor: Künstler:innen müssen sich stärker für anständige Arbeitsbedingungen einsetzen. Mehr noch, Menschen müssen sich für ein wertschätzendes, respektvolles Miteinander einsetzen. Darum habe ich dieses Jahr gestreikt. In einigen Punkten werde ich dies auch weiterhin tun - weniger Kompromisse eingehen und meine Haltung noch klarer kommunizieren.
Der eigentliche Skandal ist, dass die Pandemie alle anderen Dramen weit weg geschoben hat. Gab es da nicht noch sowas wie Klimawandel? Ein Flüchtlingslager brannte irgendwo? Ach, und Tönnies, was war da noch? Egal, weiter wie bisher, schnell zurück zur Normalität. Zusammenhänge erkennen - zu kompliziert. Unser Handeln anpassen - zu unbequem. Augen verschließen vor Unangenehmen - menschliche Paradedisziplin. Wer weiß, vielleicht blicken wir bald zurück und sagen: 2020 war gar nicht so schlecht.
Natürlich, zum Jahresbeginn wollen wir alle optimistisch in die Zukunft blicken. Das sollten wir auch, aber das allein wird nicht reichen. Hat denn einer von Ihnen/von euch gute Vorsätze?
Gerade in kriseligen Zeiten wird deutlich, welche Beziehungen und Kontakte wertvoll und von Bestand sind. So durfte ich feststellen, dass ich in der Vergangenheit ein gut funktionierendes Netzwerk aufbauen konnte, das sich nun bewährt hat. Dafür bin ich sehr dankbar. Mein Dank gilt allen, die auch in diesem Jahr an meiner Seite waren: Käufer:innen, Unterstützer:innen, solidarischen Kolleg:innen, Pressevertreter:innen, meinen Freund:innen und meiner Familie. Namentlich hervorheben möchte ich hier den Kunstverein Gehrden, die Burgeigentümer Familie Brenneisen und den Malereibetrieb Krause in Lauenau sowie den Laden Siebenundsiebzig in Hannover.
Bleibt nur noch, dir, euch und Ihnen ein Schweineglück für 2021 zu wünschen.
Cheers!
Zoë MacTaggart
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